Die endgültige Zerstörung
der Wegelnburg
Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges — der
französische Sonnenkönig Ludwig XIV. versuchte,
seinen Anspruch auf die Kurzpfalz als Erbe militärisch
durchzusetzen — zerstörten die französischen
Truppen eine große Anzahl von Siedlungen, Burgen
und Schlössern im südwestlichen Deutschland. Mit
der großflächigen Zerstörung von Festungsbauten
wollte Ludwig XIV. jede zukünftige militärische
Bedrohung aus dem Reich erschweren.
Im Frühling 1680 fielen deshalb auf Befehl Ludwigs
XIV. bereitstehende französische Truppen in die von
Frankreich beanspruchten Gebiete ein und
besetzten alle Orte bis zur Queich mit Waffengewalt
(1). So auch das Amt Wegelnburg, das durch den, in
Weißenburg residierenden, königlich französischen
Landvogt Wilhelm Pape von Espel eingenommen
wurde. Dabei warf man die pfalz-zweibrückischen
Zollstöcke nieder, riß die Wappen ab und schlug
dafür das französische Lilienbanner an. Die
Untertanen wurden zur Huldigung gezwungen und
ihnen durch den Landvogt bei Leibes- und
Lebensstrafe verboten, dem früheren Herrn
gehorsam zu sein und weiterhin Hauptrecht,
Leibbede und Fronleistungen dem Herzogtum
Zweibrücken zu liefern.
In diesem Jahre fielen die meisten noch
bestehenden Burgen des Wasgaus und der
Nordvogesen, die nicht schon während des
Holländischen Krieges zerstört worden waren,
Ludwigs XIV. sinnloser Zerstörungswut zum Opfer.
Schöneck, Wasigenstein, Fleckenstein, Hohenburg,
Wegelnburg sowie die Madenburg und Neukastel
sanken in Schutt und Asche.Vermutlich im Oktober
1680 (2) war der berüchtigte General, Baron von
Monclar, von Landau aus mit seinen Reiterscharen in
das Amt Wegelnburg eingebrochen und hatte die
von der Besatzung verlassene gleichnamige Burg
besetzen und durch einen Mienerier in die Luft
sprengen lassen. Vorher war es allerdings Vogt
Johann Balthasar Gerhardt noch gelungen, sein
Hab und Gut, sowie die auf der Burg befindlichen
Geschütze, in Sicherheit zu bringen. Auch die
Eisenöfen und anderes in den Mauern und an den
Türen befindliche alte Eisen ließ er durch die 11, noch
vorhandenen Untertanen mit zwei Fuhren im
Frondienst verladen und nach Nothweiler fahren.
Geschütz und altes Eisen verkaufte er später,
„weillen solches ohne dem nichts nutz gewesen (3).
Die über 400 Jahre alte Burg war damit endgültig
zerstört, sie wurde so gründlich geschleift, daß an
einen Wiederaufbau nicht mehr gedacht werden
konnte und Vogt Gerhard fortan seinen Sitz in
Schönau nahm, wo schon sein Vater ansässig
gewesen war. Neuer Amtssitz wurde das Dorf
Schönau.
Fundorte/Literatur
1
Siehe:
Kampfmann,
L.
Die
erstmalige
Verwüstung
der
rheinischen
Pfalz, S. 12. f. - Remling, F. X.
Geschichte
der
Bischöfe
zu
Speyer,
Bd.
II,
S.
568 f.
2
Lehmann, J. G.: Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, S.
442.
3
Wegelnburger Vogteirechnung v. 1680, BI. 65.
4 Cunz, M. L.: Der Wasgenwald II.
Hinweis:
Veröffentlichungen oder Auszüge sind unter der
Voraussetzung der Quellenangabe gerne gestattet.
Form der Quellenangabe, Druckwerke/PDF usw.:
Name des Autors: Peter Müller-Helbling
Titel des Werks: Die Wegelnburg