Die erste Anlage zur Wasserversorgung
Auf einer Höhen- oder Gipfelburg wie die Wegelnburg
erforderte der stete Kampf gegen die Wasserknappheit
aufwendige Maßnahmen. Zisternen deckten den Wasserbedarf
der Burg nicht kontinuierlich, da es immer wieder zu langen
Perioden der Regenknappheit kommt. Brunnen gaben eine
größere Sicherheit, waren aber nur mit sehr hohem Aufwand zu
erstellen, da sie per Hand mit Hammer und Meisel spiralförmig
aus dem Gestein geschlagen werden mussten. Das
abgetragene Steinmaterial wurde mühsam in Behältern
hochgezogen, deshalb behauptet man nicht zu Unrecht, dass
das Anlegen extrem tiefer Brunnen ebensoviel gekostet hätte,
wie der gesamt übrige Burgbau (Piper 1967, S.506). Diese Zisterne,
dürfte beim Bau der Burg zuerst zur Versorgung mit Wasser
gedient haben.
Die Wasserversorgungssituation der Wegelnburg lässt
darauf schließen, dass man keine Rücksicht auf Kosten
genommen hat. Die Versorgung der Burg mit Ihren
Bewohnern war wohl so wichtig, dass man gleich drei
Versorgungssysteme aufbaute. hat. Auch dieses
bestätigt den Bau einer Burganlage höchsten
Anspruches, denn ein wichtiges Kennzeichen für die
Lebensqualität auf einer Burg, war die
Wasserversorgung.
Bisher wurde vermutet, dass auf der Oberburg eine
Filterzisterne zur Ansammlung des Regenwasssers
vorhanden ist. Im Herbst 2016, wurde nun bei
archäologischen Sondagen diese Filterzisterne
nachgewiesen.
Es handelt sich dabei um eine Filterzisterne, in der sich das
von den Hausdächern oder Hofflächen aufgefangene Wasser
reinigen und trinkbar machen ließ. Die oberen Steine des
Schöpfschachtes sind leider durch Besucher der Burg, die
immer wieder an dieser Stelle Lagerfeuer entfachen,
teilweise stark beschädigt. Das Funktions-prinzip war
einfach, aber ausgeklügelt. Die Wände und der Boden des in
den Felsen gehauenen Sammelbehälters (Senkgrube) ca.
4,00 x 4,00 m, welcher im Boden vermutlich leicht gewölbt
ist, wurden durch eine Tonschicht wasserdicht verkleidet. In
der Mitte des
Beckens schichtete man einen kreisrunden Zylinder mit einem
Innendurchmesser von 80 cm, aus exact behauenen
Sandsteinquadern, ohne Mörtel auf. Den Behälter umgibt eine
Mischung aus Sand und lockeren Sandsteinfragmenten als
Filtermasse. Das von den Hausdächern der Burg, in das
Filtrierbecken geleitete Wasser, floss langsam durch die
Filtermasse und wurde somit von Blättern, Insekten und
anderen Feststoffen gereinigt. Es sickerte dann durch die
wasserdurchlässige Behälterwand (Fugen) und füllte allmählich
den Schöpfschacht, aus dem man es dann schöpfen konnte.
Die 2016 freigelegte Zisterne, wurde sehr aufwendig
mit gerundeten Zisternensteinen aus gemeißeltem
Sandstein gefertigt. Die Steine sind nicht vermörtelt
damit das Wasser in den Schöpfschacht sickern kann.
Das in solch einer Zisterne gefilterte Wasser war
sauberer als jenes, das man direkt in eine
Tankzisterne leitete.
Die Zisterne an dieser Stelle der Burg hatte den Vorteil, im Falle
einer Belagerung oder Einnahme der unteren Burgbreiche, eine
vorübergehenden Versorgungssicherheit zu bieten. Da die gesamte
Oberburg wahrscheinlich mit Gebäuden überbaut war, standen
ausreichend Dachflächen zur Versorgung der Zisterne mit
Regenwasser zur Verfügung.
Interessant ist der Umstand, daß viele Zisternenbauer auf die Sohle
des Schöpfschachtes einen Mühl- oder Mahlstein legten. Es scheint
sich hierbei um eine früher durchaus übliche Praxis gehandelt zu
haben. Entgegen dieser Praxis, hat man auf der Wegelnburg,
während der Renovierungsarbeiten 1979 bis 1982, die Zisterne im
oberen Bereich freigelegt und dann durch einen Mühlstein
abgedeckt.
Dieser Mühlstein ist leider durch Besucher der Burg zerstört
worden.
2012 hat sich die Situation wie auf dem Bild dargestellte
geändert.
Die zweite Anlage zur Wasserversorgung
Eine weitere Wasserversorgungstelle befindet sich im mittleren Bereich der Burg, auch hier ist massiver Fels vorhanden. Ob es sich
um einen Brunnen oder eine Zisterne handelt, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Einiges spricht dafür dass es sich um eine
Tankzisterne handelt.
Diese Art von Zisternen, ist vor allem in den Buntsandsteingebirgen des Wasgaus und der Vogesen vorhanden. Hier konnte man,
falls sich der Stein nicht als wasserdurchlässig erwies, Tankzisternen vollständig aus dem weichen Fels hauen, (Kill 1992, S.310 f.). Auf
der Burg Altdahn befindet sich eine ähnliche Zisterne, in typischer Form einer aufrecht stehenden Flasche, (Zeune 1995a, Abb.92)
zuerst ein schmaler Schacht, der sich nach wenigen Metern verbreitert.
Die dritte Anlage zur Wasserversorgungsstelle, finden wir ebenfalls im mittleren Bereich, im vorderen Teil der Burg. Es handelt
sich um einen Brunnen, der obere gemauerte Teil, sowie die Mauer rechts, sind wahrscheinlich während der
Sanierungsmassnahmen 1979 bis 1982 neu erbaut worden. Die gemauerte Wandstärke beträgt 60 cm, danach ist die Öffnung
fortlaufend mit einer Breite von 2,15 m in den Fels gemeißelt. Die Umfassungsmauer rechts hat eine Stärke von 80 cm. Die
meisten Brunnen schlossen oben mit einer brusthohen Brüstung ab, um zu verhindern, dass Tiere oder Personen in den Brunnen
fielen, ertranken und das Wasser verseuchten.
Auf der Original Brüstung war wohl die Schöpfungsvorrichtung angebracht, meistens eine Winde oder Haspel, bzw. ein
Rollenzug, der an einem hölzernen Galgen befestigt war und per Hand bedient wurde. An einem Seil, oder einer Kette wurde
ein Daubeneimer, oder Kupferkessel befestigt, der mit dieser Vorrichtung hinabgelassen und heraufgeholt wurde.
Die gemauerte Wandstärke im oberen Bereich beträgt
60 cm. Der in den Fels gemeißelte Brunnenschacht ist
rund und hat eine Öffnung von ca. 2,15 m. Bis zu
einer Tiefe von etwa 8,50 m ist der Brunnen offen,
danach mit Ästen und Laub verfüllt. Es ist davon
auszugehen, dass der restliche Schacht Brandschutt,
mit Beimengungen von Dachziegeln, Fachwerklehm,
Holzbalken, Mauersteine und deren Bruchstücke
enthält. Gewände-Steine von Türen und Fenstern,
Mörtel- und Putzschutt, dürften das ganze ergänzen.
Um viele Meter mühsamen Abteufens durch den Fels zu ersparen, wurde der Brunnen an dieser Stelle im unteren Bereich der
Burg erbaut. Unmittelbar davor befand sich ein zweigeschossiges Gebäude, die Auflager der Balkendecke sind heute noch
sichtbar. Aus Gründen der Sicherheit und zum Schutz des Brunnens, ist davon auszugehen dass ein festes Gebäude, eventuell
ein Turm über der Wasserversorgung errichtet war. Ein Turm könnte in die obere Schutznmauer integriert gewesen sein und
ragte mit seinem Dach darüber hinaus. Spekulativ könnte eine solche Überbauung den Vorteil gehabt haben, dass das Wasser
des Brunnens, auch der mittleren Burgebene zur Verfügung stand.
Die Umfassungsmauer rechts vom Brunnen hat eine Stärke von 80 cm. Die Niveauhöhe des Fels beträgt an dieser Stelle etwa 559
m. Über die Tiefe des Brunnens lässt sich wenig sagen, es ist davon auszugehen, dass die Brunnen in früheren Zeiten mehr oder
weniger auf Verdacht in den Fels getrieben wurden. Der Brunnen, der auf dem gegenüberliegenden Berggipfel liegenden
Hohenburg, hat eine vermutete Tiefe von 130 m. Da der Bau des Brunnens eine langwierige und aufwendige Arbeit war, ist davon
auszugehen, dass die Filterzisterne der Oberburg, sowie die Tankzisterne im mittleren Bereich, die ersten fertig gestellten
Versorgungsanlagen waren. Vermutlich wurde an allen Wasserversorgungsanlagen zur gleichen Zeit gebaut, der Brunnen jedoch
später fertig gestellt.
Man hat errechnet dass das Abteufen eines 20 – 30 m tiefen Brunnnen drei bis vier Jahre dauert (Boxler/Müller, S.93). Die wichtigsten
Grundwasserleiter in der Schichtenfolge des Buntsandsteins stellen die harten, überwiegend quarzhaltig gebundenen Sandsteine
dar, die deutlich geklüftete Bänke unterschiedlicher Dicke bilden (sog. Felszonen). Die Klüfte sind oft zu Spalten aufgeweitet oder
haben partielle Erweiterungen. Diese Hohlräume wirken in wasserungesättigten Teilen des Gebirges (z. B. Sandsteinabfolgen auf
Bergkuppen oder an Berghängen) als Sammler der Sickerwässer oder als Zuleitungen zu Quellaustritten und gestatten im
wassergesättigten Bereich (Grundwasserstockwerke im Innern der Bergzüge) die Speicherung und den Transport größerer
Grundwassermengen. In Poren der Sandsteine können zwar größere Wassermengen gespeichert werden, es sind hier aber nur
relativ langsame Fließvorgänge möglich (Der Pfälzerwald, Porträt einer Landschaft 1987, S. 253). Somit war man bei der Suche nach Wasser,
bei diesen Tiefbrunnen auf das Glück angewiesen und musste solange schachten oder abteufen, bis man ein Grundwasserstockwerk
erreichte. Am Westhang der Burg, auf ca. 482 m Höhe, tritt ganzjährig Wasser mit schwacher Schüttung, aus einer Hangquelle aus.
Dies Quelle ist nicht natürlichen Urspungs, sondern durch Wegebau enstanden.
Die vierte Anlage zur Wasserversorgung
Eine vierte Anlage zur Wasserversorgung, könnte sich wegen der hohen Kosten für einen Brunnenbau, als Zisterne auf dem
Krötenstuhl befunden haben. Ob sich in dem Bereich des Krötenstuhls oder Wachtfelsen noch ein weiterer Brunnen befunden hat,
lässt sich weder befürworten noch ausschließen.
Die Tankzisteren ist mindestens 1,50 m tief und etwa 3,10 m breit und auf dem Krötenstuhl nördlich in den Fels gearbeitet. In
Längsrichtung Nord-Süd ist die Zisterne mindestens 2m lang zu erkennen. Eine Ausgrabung könnte weitere Erkenntnisse bringen. An
der östlichen Felswand der Zisteren, die hier etwa 50 cm dick ist, befindet sich eine etwa 30 cm breite Rinne sauber aus dem Fels
geschlagen. Es könnte sich um ein Balkenauflager gehandelt haben. Leider fehlt die Felswand oder eine Mauer auf der Gegenseite, um
ein entsprechendes Gegenauflager zu finden. Es spricht jedoch viel dafür, dass die Zisterne eine Balkendecke hatte. Der Raum könnte
auch ein Felsenkeller gewesen sein, dagegen spricht jedoch die Tiefe von nur 1,50 m. Darüber befand sich wohl ein turmartiger Bau
mit anschließendem Wohnbau.
Auf den Wasgauer Felsenburgen sind sehr oft mehrere Formen der Wasserversorgung zu finden. Zisternen waren im Gegensatz zu
Brunnen einfacher anzulegen, aber mit einer gewissen Unsicherheit bezüglich der Verfügbarkeit behaftet, außerdem gab es Probleme
mit der Qualität des Trinkwassers.
Mehr oder weniger aufwendige Zisternenanlagen haben die Burgen Altdahn, Ruppertstein, Lemberg, Blumenstein, Tanstein (31,60 m
tief), Grafendahn (mit Filtrieranlage), Falkenburg, Neuwindstein und Wasigenstein (im Halsgraben). Um die Zisternen (und manchmal
auch zusätzlich die Brunnen) mit Wasser zu versorgen, wurden ganze Rinnensysteme in den Burgfelsen geritzt, die das Wasser
abwärts in Richtung Zisterne leiteten. Auf gleiche Art und Weise wurden auch Wannen in den Felswänden der Burgen mit Wasser
gespeist, die in der Regel als Viehtränken genutzt wurden. So auf den Burgen Neuscharfeneck (mehrere große Wannen im zentralen
Burgfelsen), Trifels (Pferdetränke an der Zugangsfelsentreppe), Grafendahn, Tanstein, Fleckenstein (mit umfangreichen
Zuleitungssystemen), Hohenfels, Falkenstein (kleines Becken hinter dem Zugangstor) und Drachenfels (im Westen des Westfelsens).
Bei den Brunnen sind zum Teil ganz erstaunliche Leistungen erbracht wurden. Nachweisbare Brunnen haben die Burgen Berwartstein
(104 m tief, etwa 50 Jahre Bauzeit), Lindelbrunn (außerhalb des Berings), Trifels (Ziehbrunnen in einem Brunnenturm, 79 m tief),
Falkenstein (im Wohnturm), Altwindstein (in einer Felsenkammer, 50 m tief), Groß-Arnsberg (in der Unterburg an den Felsen
angelehnt), Frönsburg (in einem Felsenkamin, von der Oberburg aus zugänglich), Fleckenstein (in einem großen Brunnenturm mit
separater Kammer im Felsen für das Brunnenrad), Meistersel (mit äußerer Ummantelung in Form eines Brunnenturms) und
Neuscharfeneck (in einer Felsenkammer des Oberburgfelsens).
Eine Besonderheit der Burg Lemberg ist die Schachtzisterne - nach 94,80 Metern waren die Brunnengräber noch immer nicht auf
Grundwasser gestoßen. Deshalb wurde der Schacht zur Zisterne umfunktioniert und vom Berghang ein fast waagerechter Stollen auf
den Schacht zugetrieben. In ca. 60 Metern Tiefe trifft der Stollen nach fast 200 Metern Länge auf den Schacht. Eine Quelle am
Burghang füllte über den Stollen den Schacht, der somit den gewünschten Wasservorrat enthielt.
Heute verschüttet und daher nicht exakt zu dimensionieren, ist der Brunnen der Hohenburg (vermutete Tiefe 130 m).
Die dritte Anlage zur Wasserversorgung
Wasserversorgung, Brunnen und Zisternen
Rekonstruktionsversuch
Aufbau Krötenstuhl
Tankzisterne auf dem Krötenstuhl
Schacht der Tankzisterne
Rinne oberhalb der Tankzisterne im Burgfelsen